Gespräch mit Ministerpräsident Kretschmer zur Zukunft der sächsischen Kur- und Erholungsorte
13.11.2025
Dresden. Wie lässt sich die erfolgreiche Zukunft von Sachsens Kur- und Erholungsorten sichern? Am 12. November trafen sich Vertreter des Landestourismusverbandes Sachsen e.V. (LTV SACHSEN) und des Sächsischen Heilbäderverbandes e.V. (SHBV) mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sowie der Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, um über die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen zu sprechen. Damit die Orte und ihre Einrichtungen weiter erfolgreich am Markt bestehen können, erwarten die Kur- und Erholungsorte unbedingt einen Ausgleich für die besonderen finanziellen Anforderungen, die mit ihrem Status verbunden sind. Eine solche Unterstützung auf Landesebene gibt es bereits seit vielen Jahren in anderen Bundesländern, so auch im benachbarten Thüringen. Gelingt es dagegen nicht, eine solche finanzielle Hilfe im nächsten Doppelhaushalt ebenfalls in Sachsen zu verankern, drohen langfristige Wettbewerbsnachteile der sächsischen Anbieter und damit auch der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze in strukturschwachen Gebieten.
Diese wichtige Unterstützung soll vor allem durch Mittel aus dem Landeshaushalt sowie mit Hilfe der kommunalen Familie auch im Rahmen des Finanzausgleichsgesetzes erfolgen, um damit die Mehrbelastungen durch die Schaffung, den Erhalt und den Ausbau der für die staatlichen Prädikate notwendigen Infrastruktur auszugleichen.
Alexander Dierks, Präsident des Landestourismusverbandes Sachsen (LTV SACHSEN): „Unsere Kur- und Erholungsorte sind starke Anker im ländlichen Raum und prägen Sachsens Profil als Gesundheits- und Reiseland. Entscheidend ist, gemeinsam planbare Lösungen zu entwickeln, die die nachweislichen Mehrlasten sachgerecht abbilden – damit Qualität, Beschäftigung und Wertschöpfung gesichert bleiben.“
Ricarda Lorenz, Präsidentin des Sächsischen Heilbäderverbandes: „Kurorte stehen für Gesundheit, Erholung und Lebensqualität – für Gäste wie für Einheimische. Ein klarer, verlässlicher Rahmen schafft Planungssicherheit und hält Qualitätsstandards dauerhaft hoch. Wir setzen auf einen transparenten Prozess, der sächsische Besonderheiten berücksichtigt.“
Die Kur- und Erholungsorte erfüllen hohe Standards: Pflege natürlicher Heilmittel, moderne Infrastruktur sowie ein vielfältiges Kultur- und Veranstaltungsangebot. Dem stehen auf kommunaler Ebene nicht immer ausreichende Einnahmen gegenüber. Im vergangenen Jahr wurden über 20 Prozent der erfassten Übernachtungen in Kur- und Erholungsorten gebucht. Betrachtet man nur den ländlichen Raum – ohne Dresden, Leipzig und Chemnitz – sind es sogar rund 40 Prozent. Das unterstreicht ihre wirtschaftliche Bedeutung im ländlichen Raum.
Auch die kommunale Perspektive wurde bei dem Spitzentreffen hervorgehoben, denn Kur- und Erholungsorte stärken den Handel, die Kultur und die Daseinsvorsorge und wirken zudem weit in ihre Regionen hinein.
Thomas Kunack, Bürgermeister der Stadt Bad Schandau:„Touristische Qualität nützt allen - von besseren Einkaufs- und Mobilitätsangeboten bis zu einem lebendigen Kulturkalender.“
Ministerpräsident Michael Kretschmer und Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, signalisierten, den Dialog eng zu begleiten. Vereinbart wurde, mögliche Instrumente zur Abbildung der besonderen Anforderungen ergebnisoffen zu prüfen und fachlich zu untersetzen. Ziel ist, die Ergebnisse rechtzeitig in die Beratungen zum Doppelhaushalt 2027/2028 einzubringen – mit Blick auf eine sachgerechte und tragfähige Lösung.
SHBV und LTV SACHSEN befürchten, dass sich die Landschaft der Kur- und Erholungsorte in Sachsen sehr stark verändern wird und die Zielrichtung des Sächsischen Kurortegesetzes gefährdet ist. Die Orte werden hinterfragen, ob sich vor dem Hintergrund der Situation, den Perspektiven und dem Ausbleiben des geforderten Mehrlastenausgleichs eine erneute Prädikatisierung lohnt. Die Rückgabe des Titels Kur- bzw. Erholungsort mit allen damit verbundenen negativen Auswirkungen für die betreffenden Orte, Regionen und den Freistaat insgesamt kann die Folge sein.
Kontakt:
LTV SACHSEN
Thaddäus Ziesch
Referent Tourismuspolitik / Projektsteuerung
Mobil: 0170 / 4810431
E-Mail: ziesch@ltv-sachsen.de
www.ltv-sachsen.de
Sächsischer Heilbäderverband e.V.
Helfried Böhme
Geschäftsführer
Telefon: 0351 897 5930 / Mobil: 0179 1280581
E-Mail: info@kursachsen.de
Landestourismusverband Sachsen e.V. (LTV SACHSEN)
Als Dachverband repräsentiert der LTV SACHSEN rund 4.500 direkte und indirekte Mitglieder aus dem gesamten Dienstleistungssektor. Die breit gefächerte Mitgliederpalette unterstützt dabei seine Aufgabe, die Interessen des mittelständisch geprägten Tourismus in Sachsen zu vertreten. Wichtiges Anliegen: Eine Tourismuspolitik in Sachsen, die auf Wettbewerbsfähigkeit, Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Der Tourismus erwirtschaftet in Sachsen einen Jahresumsatz von 9,3 Mrd. Euro, der 189.000 Menschen Beschäftigung sichert.
Sächsischer Heilbäderverband e.V.
Der Sächsische Heilbäderverband vertritt die Interessen der insgesamt 14 Kurorte in Sachsen sowie deren Anbieter, unter anderem Gesundheitsbäder, Kurmittelhäuser, Kliniken und Gesundheitshotels. Er unterstützt seine Mitglieder unter anderem bei der Prädikatisierung der Orte. Zur Erlangung des staatlichen Prädikats „Kurort“ müssen die Orte regelmäßig die Einhaltung der im Sächsischen Kurortegesetz vorgegebenen Quailitätsstandards nachweisen. Dies soll ermöglichen, dass die Gäste sicher sein können, bei ihrem Aufenthalt in einem sächsischen Kurort sowohl bei der Luftqualität als auch bei der Infrastruktur oder beim Kulturangebot die besten Voraussetzungen vorzufinden.
